Erdbeerköpfchen - Dilute


2005 züchtete das deutsche AZ-Mitglied Helmut Gölz (AZ Nr.: 46183) das erste fast rein gelbe Erdbeerköpfchen aus einem artenreinen, wildfarbigen Paar. Leider verstarben der Farbvogel und seine Mutter kurze Zeit später.
Im folgenden Jahr wurde dann der verbliebene Vater mit einer Tochter verpaart, jedoch wurden hieraus keine Jungtiere gezüchtet. Nach längerem Suchen konnte noch ein Bruder der Vaters mit einer weiteren Tochter verpaart werden, woraus in 2006 allerdings keine Farbvögel gezüchtet wurden. Erst im Jahre 2007 gelang es Herrn Gölz aus dieser Verpaarung neben einigen verdachtspalterbigen vier weitere dieser fast rein gelben Erdebeerköpfchen zu züchten.
Auch in 2008 hatte er wieder Glück und züchtete drei Erdbeerköpfchen in dieser neuen Farbe. Auf der Suche nach Lutino Erdbeerköpfchen nahm Herr Gölz Kontakt zu dem niederländischen Lilianae - Spezialisten Frans Mulder auf und stellte ihm seine Vögel als Pastellgrüne Vögel vor.
Herr Mulder hatte allerdings sofort erkannt, dass diese Vögel keine Pastellgrünen waren, sondern dass es etwas neues sein musste. Direkte Pastellmutation, die er von anderen Agapornisarten her kannte ist farblich nämlich deutlich dunkler und damit farblich eher hellgrün.
Er erwarb zwei dieser Vögel im Tausch vor dem Hintergrund, dass sie aus artenreinen wildfarbigen Vögeln abstammten und es sich demnach nicht um eine Transmutation handeln konnte. Gleichzeitig informierte er den BVA-Vorsitzenden Dirk van den Abeele und gab Federn zur Untersuchung an Inte Onsmann (MUTAVI).

Die richtige Mutationsbezeichnung:
Um diese neue Mutation im Sinne der internationalen Namensgebung richtig zu benennen war es nötig die Vererbung zu ergründen und die farblichen Veränderungen gegenüber der Wildform zu untersuchen.

Vererbung:
Da es sich bei denen von Herrn Mulder erworbenen Vögeln um zwei männliche Vögel handelte, die beide aus zwei grünen Elterntieren abstammten muss man davon ausgehen, dass diese Mutation frei (autosomal) rezessiv vererbt. Das bedeutet: Das veränderte Gen liegt nicht auf dem Geschlechtschromosom, so dass beide Geschlechter dieses veränderte Gen verdeckt (nicht sichtbar, spalterbig) tragen können.

Farbliche Veränderung:
Diese Mutation ist auf eine 80 bis 90 %ige Eumelaninreduktion (Verdünnung) im Gefieder zurückzuführen. Solch eine Verdünnung der Eumelanine kann mehrere Ursachen haben: Die häufigsten Ursachen sind: Die Reduktion der Melanocyten, eine Reduktion der Anzahl der Melanosome die von den Melanocyten produziert werden oder eine Formveränderung der Melanosome. In diesem Fall wurde bei MUTAVI festgestellt, dass sich Makromelanosome (riesige Melaninkörnchen, die bis zu 500 mal größer sind als die normalen) im Gefieder befinden, die Veränderung also auf einer Formveränderung der Melanosome zurückzuführen ist. Diese Veränderung beeinflusst ausschließlich die Gefiederfarbe: Sie ist gelb mit einem grünlichen Anflug und hellgrauen Schwungfedern. Schnabel, Füße und Krallen bleiben in Vergleich zur Wildform unverändert.

Namensbegründung:
Die Tatsache, dass in den Federn Makromelanosome gefunden worden sind, und dass gleichzeitig die Hornteile unverändert pigmentiert sind, lässt nur einen Schluss zu: Wir haben es mit einer Dilute-Mutation zu tun.
Gleiche Veränderungen wurden bisher u. A. auch bei Wellensittichen („Gelbe“), Halsbandsittichen („Übergossen“) und Rosenköpfchen („Japan Cherry“ bzw. „Pastellgelb“) festgestellt. Die internationale Bezeichnung für diese Form der genetischen Veränderung lautet: Dilute (aus dem englischen übersetzt: Verdünnt).
Zugegeben, diese Bezeichnung ist Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, dürfte sich jedoch bei regelmäßigem, konsequenten Gebrauch in kürzester Zeit etablieren. Nicht nur im Sinne der internationalen Verständigung rät die AZ-AGZ-Arbeitsgruppe Farben/Genetik daher künftig die Bezeichnung Dilute für diese Mutationen zu verwenden. Da die Dilute-Mutation neben der NSL-Ino Mutation die zweite Basismutation ist, die bei A. lilianae entstanden ist wünschen wir Herrn Gölz künftig viel Glück bei weiteren Zuchtanstrengungen mit diesem doch recht interessanten und sehr ansehnlichen neuen Farbschlag bei den Agapornis lilianae, und möge diese Mutation nicht durch Transmutation abgewertet werden.